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Zwei mutige Mädchen behaupten sich gegen die Erwachsenenwelt. (DR) Jeannette Walls hat ihrem Roman die Sentenz "Die reine, einfache Wahrheit ist selten rein und niemals einfach" als Motto vorangestellt. Oscar Wilde hat diesen Satz einmal geprägt und er trifft die dem Buch zugrundeliegende Geisteshaltung sehr genau. Welche Geschichte aber wird in "Die andere Seite des Himmels" konkret erzählt? Im Zentrum der Ereignisse stehen die Schwestern Bean und Liz. Die beiden Mädchen wachsen im Kalifornien der 1970er Jahre auf, bei ihrer reichlich chaotischen Mutter, die ständig für einen turbulenten Alltag sorgt. Die Geschwister bewältigen diesen mit viel Witz und Raffinesse, bis ihre lebenshungrige Mum, eine verkannte Folksängerin, plötzlich für längere Zeit einfach abtaucht. Dieser Umstand ruft die Fürsorge auf den Plan, vor der die Schwestern an den einzigen Ort flüchten, der ihnen als Refugium geeignet scheint: nach Byler, Virginia, dem Heimatort ihrer Mutter. Dort warten so einige Überraschungen auf die beiden, von denen die Bekanntschaft mit ihrem exzentrischen Onkel Tinsley die harmloseste ist. Tiefschürfender sind da die Enthüllungen über die Vergangenheit ihrer Mutter, die ihr rastloses Leben in neuem Licht erscheinen lassen. Und dann bahnt sich auch noch eine Konfrontation mit dem mächtigsten Mann im Ort an, die den Mädchen alle verfügbaren Selbstbehauptungskräfte abverlangt. Aber so leicht lassen sich Liz und Bean nicht unterkriegen. Zum Glück für anspruchsvolle LeserInnen entwickelt sich das weitere Geschehen ganz und gar nicht in Richtung literarisches Feel-Good-Movie. Walls bleibt dem gewählten Motto treu und zeigt, dass die Wahrheit in "Die andere Seite des Himmels" viele Eigenschaften besitzt, schmerzhaft und verwirrend sein kann, aber ebenso auch schön und befreiend. Rein und einfach ist sie aber bis zum Schluss nicht - erfreulicherweise.

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