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„Pfaffen und Schulleute quälen unendlich, die Reformation soll durch hunderterley Schriften verherrlicht werden. Maler und Kupferstecher gewinnen auch was dabey. Ich fürchte nur, durch all diese Bemühungen kommt die Sache so in’s Klare, daß die Figuren ihren poetischen, mythologischen Anstrich verlieren.“ So schrieb zum vorletzten Jahrhundert-Jubiläum des Jahres der Wittenberger Thesenanschläge, am 22. 8. 1817, Goethe an seinen „Urfreund“ C. L. v. Knebel. Nicht ganz vom Dichterfürsten vorhergesehen sind – neben der neuen Luther-Bibel – auch Luthersocken mit der gern tradierten Aufschrift „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“, Luther-Bier, Luther-Playmobilfigur oder eine Schablone für die perfekte Luther-Rose auf einem Cappuccino … Blickt man nun in einer Zeit mit deutlichen Schrägen zum Postfaktischen auf die entsprechenden KJL-Bücher zum heurigen Anlass, so zeigt sich, dass noch einiges diesbezüglich lang als historisch unbestritten Geltendes aufgeklärt werden kann. [...] Besonders beeindruckt die von Christian Nürnberger verfasste, nicht nur für Jugendliche überaus informative Biographie von Martin Luder/Luther – und Petra Gerster übernimmt dazu die Lebensbeschreibung von Katharina von Bora. Der provokant reißerisch wirkende Untertitel „Der rebellische Mönch, die entlaufene Nonne und der größte Bestseller aller Zeiten“ stimmt schon in die aufklärende Darstellung wichtiger Eckdaten im Verlaufe der Reformation ein, beginnend beim ursprünglichen Namen des Reformators: Luder (samt Varianten); erst etwa 1512 oder 1517 änderte er in Anlehnung an das griechische „eleutheros“, also „frei“, seinen Namen auf Luther. Der so oft erinnerte Anschlag der 95 Thesen an der Wittenberger Kirchentür war – auf Latein verfasst! – eine Einladung an seine akademischen Kollegen zu einer Diskussionsveranstaltung, die dann mangels Interesses nicht stattfand: Urheber dieser Geschichte war, wie die Forschung erst seit der zweiten Hälfte des 20.Jh.s verdeutlicht, Luthers Kampfgefährte und wichtigster Koautor bei der Bibelübersetzung, beileibe keine One-Man-Show, Philipp Melanchthon. Neben solchen Klärungen verstehen es die Autoren ausgezeichnet, Luthers Leben und Theologie in den zeitgenössischen Kontext zu stellen: Dabei werden einerseits die Verwurzelung im mittelalterlichen Denken, aber ebenso aufklärerische Ansätze verdeutlicht. Auch auf die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Implikationen im Werdegang Luthers und seiner Frau wird klar wie kritisch eingegangen – gestützt auf ausführliche Quellenhinweise, die noch durch eine Bibliographie ergänzt werden. Ein Band, der in keiner Bibliothek fehlen sollte! Siehe weiters: Meike Roth-Beck: Von Martin Luthers Wittenberger Thesen Siehe weiters: Maja Nielsen: Martin Luther. Glaube versetzt Berge Siehe weiters: Jürgen Seidel: Das Mädchen mit dem Löwenherz

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