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Lulu in der Mitte ist ein ganz einfaches Bilderbuch. Ganz einfach großartig! Für Jung und Alt. Zart koloriert erscheinen Stricheltern, drei Linienkinder, Ballon-Oma und freche Dackel-Ratte. (Oder ist es doch ein Ratten-Dackel?) Sparsam, aber differenziert erfasst Jacky Gleich Mimik und Gestalt der Protagonisten. In feinem Reigen erscheint die Dynamik einer typischen Familienkonstellation: Der geniale erstgeborene Bruder verwandelt einen Pappkarton in ein Flugzeug – er kriegt sicher später mal den Nobelpreis, diagnostiziert die Oma. Ganz am anderen Ende das süße „Putzelchen“, das wird sicher später mal Ballerina, so elegant wie es den Windelpopo in die Höhe reckt. Auch das erkennt Oma sofort. Und dazwischen, ganz verloren, die unauffällige kleine Lulu. Eingeklemmt zwischen Genialität und Süßigkeit perfektioniert sie ihr Talent zur Papierschnipselschneiderin. Ihr Profil zeigt die charakteristische Mischung von Verletztheit und Trotz, von Trauer und Verwunderung, umweht von zarter Hoffnung. Irgendwann haut sie wohl mal der Babyschwester mit den niedlichen Raffzähnen eine Papierrolle auf den Kopf – ok. Bei so viel Ungerechtigkeit kann man ja auch mal die Beherrschung verlieren. Ihre Unschuldsmiene und das tränensprühende Geschrei der Kleinsten hat Jacky Gleich – wie alle Szenen – wunderbar aus der Froschperspektive des Kindes erfasst. So ist der Betrachter mittendrin in der Kinderwelt, fühlt mit. Und ist beglückt, wenn Mama und Papa dem „Sandwichkind“ tröstend erklären, dass es eben Butter und Belag, das Gelbe vom Ei, die „goldene Mitte“ ist. Autorin Micha Friemel schenkt uns ein echtes Happy-End. So wünschenswert wie rar. Schon weil „Dreierreihen“ in Familien verschwinden. Prinz und Prinzesschen Einzelkind werden staunen. Und wahrscheinlich werden sie sich Geschwister wünschen, unserer „Ein-Kind-Politik“ zum Trotz.

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