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Zweigstelle: Bü. Erfelden	Standorte: 5.2 Guen	Status: Verfügbar	Vorbestellungen: 0	Frist:

Der freie blaue Himmel ist durch den kreisrund ausgeschnittenen Schutzumschlag nur mehr gucklochartig sichtbar innerhalb der grauen Alltagsrealität der 1960er-Jahre – noch geprägt vom NS-Denken und desillusionierter Pragmatik: „Ruhe ist erste Bürger[!]-pflicht“ hallt noch nach! Es ist die Zeit, deren Kritiklosigkeit Herbert Marcuse durch das „eindimensionale Denken“ bestimmt sieht, gleichzeitig aber der Ausgangspunkt für die gesellschaftlichen Umbrüche der 68er-Bewegung. Herbert Günther, Jahrgang 1947, führt in seinem neuen Roman diese Anfänge gesellschaftskritischer Bewusstseinsbildung in der BRD vor. Präsentiert werden sie polyphon aus der Sicht von zwei Schülerinnen (eine davon aus der DDR übersiedelt) und zwei Schülern, abwechselnd in den Abschnitten Winter, Frühling, Sommer und Herbst 1963. Am Ende kommt noch ein junger Polizeibeamter hinzu, der durch sein modernes Denken im Sicherheitsapparat Anstoß erregt und mit einem Rückblick aus 1968 den Roman beschließt. Dieses Sample zur Beleuchtung jener Jahre im Schulischen wie Privaten, aber auch exemplarisch Öffentlichen – vom Autor durch jeweils vorangestellte kurz ausgewählte weltpolitische Meldungen initiiert – erlaubt Günther jugendlichen wie erwachsenen RezipientInnen, sprachlich erlesen, differenziert und subtil in die Tiefe jener Jahre einzutauchen. Zusätzlich bietet der Verlag auf seiner Internetseite zur Vertiefung Unterrichtsmaterialien an. Insgesamt ermöglicht „Der Widerspruch“ ein interessantes erstes Kennenlernen dieser zeitgeschichtlichen Sequenz und kann als empfehlenswerter Ausgangspunkt für weitere Erörterungen der Moderne dienen, die auch heute viele aktuell zu diskutierende Aspekte offeriert. Der Rezensent, der sich heuer an seine Reifeprüfung vor 50 Jahren erinnert, erfreute sich mit Ernst Jandl in Deutsch, Englisch und als Klassenvorstand sowie etwa Friedrich Polakovics in Bildnerischer Erziehung oder Ernst Fak in Leibesübungen ganz anderer Lehrerpersönlichkeiten, kann aber dieses Buch als Ausgangspunkt für weitere Erörterungen der Moderne nur empfehlen!

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