Cover von Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß wird in neuem Tab geöffnet

Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß

Roman
Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Präkels, Manja
Verfasserangabe: Manja Präkels
Jahr: 2017
Verlag: Verbrecher-Verl.
Mediengruppe: Schöne Literatur
verfügbar

Exemplare

ZweigstelleStandorteStatusVorbestellungenFrist
Zweigstelle: Bü. Erfelden Standorte: SL Prae Status: Verfügbar Vorbestellungen: 0 Frist:

Inhalt

Im Roman „Deutschboden“ hat Moritz von Uslar dem Ort Zehdenick in der Brandenburgischen Provinz bereits ein umfassendes Porträt gewidmet. Sein Blick in den Osten, auf Arbeitslosigkeit, Neonazis und fehlende Perspektive war der eines distanzierten Beobachters. Manja Pränkels hingegen, die den Namen Zehdenick in ihrem vieldiskutierten autobiografischen Roman nur dürftig kaschiert, kommt selbst aus diesem Ort und erinnert sich an die Zeit nach der Wende. Als vorgeschobene Ich-Erzählerin fungiert Mimi, die sich in ihrer Kindheit mit Oliver anfreundet und das ländliche Kinderleben zelebriert – Katzen jagen und heimlich Schnapskirschen essen. Nach dem Bruch ihrer Freundschaft vollzieht der nun jugendliche Oliver die Verwandlung zu Hitler und führt rechtsradikale Attacken an. Mimi versucht die Stimmung in deutliche Sprache zu fassen: „Meine ehemaligen Mitschülerinnen quiekten vor Begeisterung über so viel nackte Kopfhaut und martialisches Gebaren. Sie ließen sich in Kneipenklos von besoffenen Jungs vögeln, die SS-Runen auf den Hintern tätowiert hatten. Und die Friseure mixten das Wasserstoffblond tonnenweise.“ Auch Mimi bleibt in der Rolle der Beobachterin – und skizziert ein schonungsloses Bild der Peripherie. Zeit- und Lokalkolorit und popkulturelle Verweise zwischen Ost und West prägen den anschaulichen Bericht, den Manja Präkels ohne jede analytische Absicht anlegt. Sie bleibt bei subjektiven, kleinen Begebenheiten, spricht nie vom großen Ganzen und erzählt dabei letztlich doch von einer ganzen Gesellschaft. Als Mimi wiederholt von Rechten angepöbelt und als Zecke beschimpft wird, stellt sie ganz am Rande die Frage nach dem Warum: „Die Sonne schien, pausbäckige Kinder schlenderten mit tropfenden Eiswaffeln an mir vorüber. […] Warum will ein Mensch an einem solchen Tage böse sein?“ Gewidmet ist der Roman Ingo Ludwig, der 1992 von Nazis zu Tode geprügelt wurde. Ein Ereignis, das auch im Roman zur schockierenden Schlüsselstelle wird. Letztlich beantwortet der Text nicht die Frage, wo (rechte) Gewalt herkommt, sondern, wo sie zuschlägt. Am Ende, auf dem Begräbnis ihres Vaters, isst Mimi als Reminiszenz auf ihre Kindheit wieder Schnapskirschen mit Oliver/Hitler. „Und ich begriff, dass von ihm keine Gefahr ausging. Nicht für mich.“ Die Fratze des Bösen, so zeigt der schonungslose Roman, ist eben oft nur das Gesicht des Jungen von nebenan.

Rezensionen

Details

Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Präkels, Manja
Verfasserangabe: Manja Präkels
Jahr: 2017
Verlag: Verbrecher-Verl.
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik SL, Zba
Interessenkreis: Suche nach diesem Interessenskreis Brandenburg, DDR, Fremdenfeindlichkeit, Club der Dichter
ISBN: 978-3-95732-272-2
2. ISBN: 3-95732-272-3
Beschreibung: 1. Aufl., 230 S.
Schlagwörter: Alltag; DJL-Preis 2018 Jugendbuch; Deutschland <DDR>; Erwachsenenbuch; Fremdenfeindlichkeit; Freundschaft; Freundschaftsgeschichte; Geschichte; Gewalt; Jugendbande; Kind; Kleinstadt; Politischer Wandel; Problemerzählung; Rechtsradikalismus; Wiedervereinigung <Deutschland>
Suche nach dieser Beteiligten Person
Mediengruppe: Schöne Literatur